Über Musikunterricht

Wer sich an einen Lehrer wendet, möchte sein Leben durch zusätzliches Wissen und zusätzliche Fertigkeiten bereichern. Ein wenig Zeit, Mühe und auch Muße wird man für das Neue erübrigen und in dem bisherigen Tagesablauf Raum dafür schaffen müssen. Hinter dem Entschluss, etwas Neues zu lernen, verbirgt sich vielleicht die Erkenntnis, dass wir nicht das sind, was wir haben, sondern das, was wir  zu tun vermögen. Mehr zu können und zu wissen, verschafft uns eine größere Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Und diese wiederum stärken unser Selbstwertgefühl und unsere Freude am Leben. Von einem Musiklehrer wir erwartet, dass er den Schüler in die „Geheimnisse“ der musikalischen Zusammenhänge einführt und ihn gleichzeitig mit den instrumental-technischen Erfordernissen eines Musikinstrumentes vertraut macht. Der Schüler hat, im besten Falle, ein  Ziel vor Augen, welches mit einem in weiter Ferne liegenden Berggipfel vergleichbar ist. In den meisten Fällen ist dieses jedoch nur undeutlich und schemenhaft zu erkennen. Der Lehrer hat die Aufgabe, den Schüler zu leiten, ihm behilflich zu sein, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und ihm den Weg zum gewünschten Ziel zu ermöglichen. Ist dieses noch unklar, kann er Vorschläge machen, wohin der Weg gehen kann und verschiedene Möglichkeiten aufzeigen.

Im Gitarrenunterricht kann darauf hingewiesen werden, dass eine reichhaltige Literatur aus fünf Jahrhunderten zur Verfügung steht. Die einzelnen Epochen sollten dann eingehend dargestellt werden. Dieses gilt auch für die vielfältigen Möglichkeiten, die Gitarre im Bereich der Kammermusik einzusetzen. Diese ermöglicht es, mit anderen zusammen zu spielen, und so das Musizieren in der Gemeinschaft zu erleben. Natürlich gehört das Begleiten des eigenen oder des Gesangs von anderen als ein wichtiger Bestandteil zum Unterricht, sofern der Schüler hieran Interesse zeigt. Wenn man sich in diesem Zusammenhang auch mit der Unterhaltungsmusik beschäftigt, kann daran gedacht werden den Unterricht durch die Einbeziehung der E-Gitarre und des E-Basses zu ergänzen. Hieraus erwächst z.B. für Jugendliche die Möglichkeit sich in einer Schulband einzubringen. Um zu große Erwartungen in diesem Bereich jedoch gleich zu dämpfen, möchte ich darauf hinweisen, dass hierfür ein festes Fundament auf der „normalen“ Gitarre  schon gelegt sein sollte. Beginnt man zu früh mit dem Spiel auf elektronisch verstärkten Instrumenten , kann die Entwicklung einer guten Spieltechnik und die Bildung eines Gespürs für einen guten Ton dauerhaft behindert werden.        

In jedem Fall bedeutet der Beginn eines regelmäßigen Musikunterrichts, wenn er zum Erfolg führen soll, den Anfang eines langen gemeinsamen Weges. Die Aufgabe eines Musiklehrers ist, um auf das eingangs benutzte Bild des Berges zurückzukommen, mit der eines Bergführers vergleichbar. Dieser wird Ratschläge für eine gute Ausrüstung geben und mit dieser vertraut machen. Auch wird er einen Pfad wählen, der den mitgebrachten Voraussetzungen des Bergwanderers entspricht, diesen fordert, aber nicht überfordert. Der Beginn des Weges wird für alle ähnlich sein, aber schon bald wird der eine eine Ruhepause einlegen, der andere einen steileren Aufstieg wagen, welcher schneller um Ziel führt. Auch Umwege können auf Wunsch des Wanderers gegangen werden, sofern diese das Erreichen des Zieles nicht unmöglich machen. Wichtig ist, dass der Bergführer den ihm anvertrauten Wanderer vor Unfällen oder gar Abstürzen schützt und ihn sicher voranbringt.  

Darin liegt die Verantwortung des Bergführers und ähnlich ist es auch mit der des Musiklehrers. Ein Musikschüler kann zwar nicht abstürzen und sich gefährlich verletzen, er kann aber falsche Angewohnheiten entwickeln, die ein gutes Instrumentalspiel dauerhaft unmöglich machen. Hiervor will ihn der Lehrer bewahren, und damit dieses gelingt, braucht er die bereitwillige Mitarbeit des Schülers. Dieser trägt hier selbst Verantwortung und sollte auf den Lehrer vertrauen und sich um Umsetzung der Empfehlungen des Lehrers bemühen. Auf diese Weise wird er bald eine Verbesserung in seinem Spiel wahrnehmen. Hat er Wünsche bezüglich der zu spielenden Literatur oder bestimmter Fertigkeiten, die er erlernen möchte, etwa Liedbegleitung mit geschlagenen Akkorden oder Begleiten nach dem Gehör, sollte er diese seinem Lehrer mitteilen. 

Ein guter Unterricht besteht , ähnlich wie im Sport, aus einer Pflicht, d.h. Elementen, die erlernt werden müssen, und einer Kür, d.h. eigenen Ideen und musikalischen Wünschen des Schülers.  Ein erfahrender Lehrer wird darauf, wenn die Voraussetzungen hierfür gegeben sind,  gerne eingehen.