Direkt zum Inhalt

Aktuelles/Archiv

Zum Tode von Michael Koch

Was mich mit Michael Koch verbindet?

 

Nun, das ist eine etwas ausführlichere Geschichte:

Nein, ich bin kein langjähriger Weggefährte, eher das Gegenteil.

Ich bin auch kein Verwandter oder Freund der Familie oder guter Kollege, mit dem er schon lange in Kontakt stand.

Nein, ich bin ein Kollege, der im Kleinen wirkt, hier in Saarbrücken, der seinen Beruf mit „Herzblut“ ausübt und der glücklich ist, dass er diesen Weg gehen konnte.


Mit tiefer Betroffenheit las ich von seinem Tode in der Saarbrücker Zeitung.

Wenn ich mich recht erinnere, sah ich ihn zuletzt beim Antrittskonzert von Sebastian Montes, dem neuen Professor für Gitarre an der Hochschule für Musik Saar. Ich erkannte ihn, obwohl er sich in den vielen Jahren, in denen ich ihm nicht begegnet war, durchaus verändert hatte. Natürlich gealtert, aber zusätzlich, entweder durch eine Krankheit oder einen Unfall, beim Gehen eingeschränkt und auf Gehilfen angewiesen. Mein erster Impuls war, mich ihm als ehemaligen Schüler vorzustellen. Ein Schüler allerdings, den er nicht über Jahre betreute, sondern einer, mit dem er nur über zwei Wochen in seinem Leben beruflich Kontakt hatte.

Da ich zu dem Schluss kam, dass er kaum Erinnerungen daran haben würde und er auch mit anderen intensiv im Gespräch war, nahm ich von dieser Idee Abstand und freute mich still, dass er, offensichtlich geistig fit, an der Veranstaltung teilnahm und Interesse hatte.

 

In einer der besagten Wochen war ich bei einem der Gitarrenlehrgänge, die regelmäßig hier im Saarland in Rehlingen stattfanden. Ich war dort nur einer von vielen Teilnehmern. Übrigens zusammen mit dem anderen Professor, der heute an der hiesigen Musikhochschule tätig ist, Stefan Jenzer. Es müsste das Jahr 1984 gewesen sein. Ich war damals ein junger Erwachsener, Jenzer noch ein Kind von, ich glaube, ungefähr dreizehn Jahren. Hier hatte ich meinen ersten Kontakt zu Michael Koch und lernte auch Jiri Jirmal kennen, der später mein Lehrer an der Saarbrücker Musikhochschule werden sollte. Koch und Jirmal, zwei vollständig verschiedene Menschen, Künstler und Lehrer mit vollständig unterschiedlicher Auffassung vom Gitarrenspielen und Musizieren.


In der anderen Woche unserer Bekanntschaft hatte ich täglichen und intensiven Kontakt mit Michael Koch, denn ich besuchte ihn in seinem Wohnort in Mainz Drais und erhielt täglich eine Unterrichtsstunde in seinen Privathaus. Noch in Hamburg wohnend, hatte ich telefonisch bei ihm angefragt, ob ich ihm vorspielen dürfe und er mich unterrichten würde, um mich auf die Aufnahmeprüfung in der Saarbrücker Hochschule im Frühjahr 1985 vorzubereiten, wo er zu dieser Zeit eine Dozentenstelle innehatte.

Ich studierte schon am Hamburger Konservatorium in Blankenese bei Bernd Ahlert. Aber nach erfolglosen Aufnahmeprüfungen an verschiedenen Musikhochschulen erhoffte ich mir auch eine weitere kompetente Expertise, ob ich für diesen Weg im Leben überhaupt geeignet sei.

Diese erfolglosen Versuche erlebte ich z.B. bei Bernhard Hebb in Bremen, Albert Aigner in Lübeck und Maritta Kersting in Düsseldarf. Diese hatten doch erheblich an meinem Selbstbewusstsein genagt, aber mein Ehrgeiz und meine Bereitschaft zur intensiven Vorbereitung auf das Studium an einer Musikhochschule waren ungebrochen.

Wenn ich wirklich etwas will, und es gab für mich keine Alternative zu meinem Berufswunsch, Gitarrist und Gitarrenlehrer zu werden, bin ich zu äußersten Anstrengungen bereit und fähig.


Zu meiner Großen Freude ging Koch auf meinen Wunsch ein. Ich suchte mir eine Unterkunft in Mainz und fuhr jeden Tag nach Drais zum Unterricht.

Wenn ich mich recht erinnere, übte ich für meine bevorstehende Aufnahmeprüfung eine Fantasie von Luis Milan, die „Sonata Eroika“ von Mauro Giuliani und „Elogio de la Danza“ von Leo Brouwer.


Für meine norddeutschen Freunde sei an dieser Stelle übrigens ein wichtiger Hinweis erlaubt: Ich spreche die ganze Zeit von Michael Koch, ehemals Lehrbeauftragter an den Saarbrücker Musikhochschule und Dozent/Professor am Peter Cornelius Konservatorium und an der Hochschule für Musik in Mainz, der selbst Schüler von Heinz Teuchert in Frankfurt war. Nicht etwa von Hans Michael Koch, dem langjährigen Professor für Gitarre an der Hochschule in Hannover und übrigens Schüler von Karl Scheit in Wien, dem anderen Giganten in der Welt der Gitarre nach dem zweiten Weltkrieg. Ich habe schon erlebt, dass beide verwechselt wurden.


Michael Koch begegnete mir bei unseren Treffen in seiner Heimatstadt mit sehr viel Freundlichkeit und Menschlichkeit.

Die Gestaltung der Musik und die Gestaltung des einzelnen Tones standen bei ihm im Vordergrund. Ich erfuhr in der kurzen Zeit zum Beispiel viel Neues über die Behandlung und Pflege der Fingernägel. Noch heute forme ich die Nägel nach seinen Hinweisen und poliere sie am Ende mit Kieselerde, wie von ihm gelernt.

Wie aus dem beiliegenden Bild zu ersehen ist, es handelt sich um eine Originalzeichnung von Koch in meiner Ausgabe der „Sonata Eroika“, unterteilte er die möglichen Anschlagspunkte der rechten Hand wesentlich differenzierter als sonst üblich.

 

Kennen wir normalerweise den Anschlag im „dolce“, „loco“ und „metallico“, so unterschied er in neun verschiedene Anschlagsstellen. Jede mit einer anderen Qualität im Ton.

Tonbildung auf der Gitarre war eines seiner wichtigsten Themen.

Die prägendste Erfahrung in dieser Zeit war allerdings, dass er mir das Gefühl und die Hoffnung gab, die bevorstehende Aufnahmeprüfung zu bestehen und mein ersehntes Berufsziel erreichen zu können.

Bei der Aufnahmeprüfung in Saarbrücken im späten Frühjahr 1985 , ich kann mich daran erinnern, als wäre es gestern gewesen, saß ich Michael Koch, Jean Micault und Sigrun Richter, die zu dieser Zeit einen Lehrauftrag für das Fach Laute innehatte, gegenüber und es ist nicht übertrieben, wenn ich sage: Ich spielte um mein Leben.


Nach einer gefühlt endlosen Zeit, ich war längst wieder in Hamburg, bekam ich Post aus Saarbrücken von der Musikhochschule.

Die Spannung war unerträglich, die Freude nach dem Öffnen des Briefes unbeschreiblich.

Ich hatte die Aufnahmeprüfung bestanden. Eine riesige Last fiel von mir ab.


Ich bin Michael Koch bis heute unendlich dankbar.

Dankbar für seine Unterstützung, dankbar, dass er mir Mut gemacht hat, dankbar, dass er nach der Aufnahmeprüfung für mich gesprochen hat und dass er meine Möglichkeiten und Fähigkeiten erkannt hat.

Mein komplettes Leben, bis heute fußt auf seiner damaligen Hilfe und Einschätzung. Ohne ihn lebte ich heute nicht im Saarland, hätte hier meine Frau nicht kennengelernt und hätte meine beiden wunderbaren Kinder nicht.

Vielleicht wäre ich noch nicht einmal Musiker und Musiklehrer geworden, ein Beruf, der mich bis heute mit Glück und Freude erfüllt.


Sehr geehrter Herr Koch, Sie werden auch weiterhin stets in meinem Gedächtnis bleiben.

Vielen Dank!

Ein Jahr im Rückblick- Ehrenamt und "Jugend musiziert"

Das Jahr neigt sich allmählich seinem Ende zu und ich stelle fest, dass ich meine Website ein wenig vernachlässigt habe. Vielleicht, weil die Zeit mit Ereignissen prall gefüllt war und keine Ruhe ließ für nachdenkliche Betrachtungen. Warum war das so?


Schaue ich in meinen Terminkalender, fällt mir auf, dass ich am Jahresbeginn viel Zeit für meine ehrenamtlichen Tätigkeiten im Deutschen Tonkünstlerverband (DTKV) und im Präsidium des Landesmusikrates (LMR) aufgewendet habe.

Drei Jahre war ich Vorsitzender im DTKV Landesverband Saar und habe dieses Amt zum Jahreswechsel an meine Nachfolgerin abgegeben. Als stellvertretender Vorsitzender bin ich aber nach wie vor stark in die Verbandsarbeit eingebunden.

Eine neue Website des Verbandes ist ein Ergebnis dieser Arbeit. Viele Sitzungen waren bis zu ihrer Fertigstellung notwendig. Den Link finden Sie unten auf der Seite. Ich finde, dass sie uns gut gelungen ist.

Auch ein regelmäßiger Infostand in der Musikhochschule gehört zu unseren Aktivitäten. Hier informieren wir die Studierenden über unsere Arbeit und versuchen neue Mitglieder zu gewinnen.

Interessante Gespräche hatte ich hier mit jungen Studierenden z.B. aus China und aus Russland.

Klar wurde in diesem Austausch, dass die deutsche Kultur und insbesondere die Musik in anderen Ländern ein sehr hohes Ansehen genießt und ein ergänzendes Studium in unserem, einem der Mutterländer der klassischen Musik, für Menschen aus vielen Kulturen den Höhepunkt ihrer Ausbildung darstellt. Darauf können wir stolz sein.

Schülerkonzerte und ein regelmäßiger Stammtisch für unsere Mitglieder mit dem Schwerpunkt auf einem aktuellen Thema gehören zu unseren weiteren Angeboten.

Eines meiner Hauptanliegen im Verband ist die Förderung der Kultur und hier natürlich vor allem der Musik. Über den DTKV Bundesverband, unseren Landesverband und unseren Landesmusikrat kann ich daran mitwirken, direkt mit den Entscheidungsträgern der Politik in Kontakt zu treten. Anschreiben an Abgeordnete und Bürgermeister sowie persönliche Gespräche gehören hier dazu und es ist ein gutes Gefühl, wenn man Einfluss nehmen kann.

Im Saarland wird der Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ durch den Landesmusikrat ausgerichtet.

Erneut durfte ich in dieses Jahr wieder als Juror mitwirken. War im letzten Jahr die Kategorie „Gitarre Solo“ ausgeschrieben, so ging es in diesem Jahr in der Kategorie „Zupf-Ensemble“ auch um das Zusammenspiel der Gitarre mit anderen Zupfinstrumenten, wie etwa der Mandoline und Mandola.

Das besondere bei diesem Wettbewerb ist, dass die Teilnehmenden nicht gegeneinander antreten und es ein Ausschlussverfahren mit einer bzw. einem einzigen „Sieger oder Siegerin“ gibt, sondern dass alle die Möglichkeit haben, einen ersten Preis zu gewinnen. So müssen bestimmte Punktzahlen in der Bewertung der Jury erreicht werden, um einen ersten, zweiten oder dritten Preis zu erringen.

Dieses scheint mir aus pädagogischer Sicht eine gute und die Kinder und Jugendlichen motivierende Lösung der Bewertung zu sein.

Zusätzlich erfolgt danach ein Beratungsgespräch für die Teilnehmenden mit den Juroren.

Hier können die Ergebnisse erläutert werden und die jungen Musikerinnen und Musiker auch nützliche Hinweise und Ratschläge für ihre weitere musikalische Arbeit bekommen.

Ob ich im nächsten Jahr wieder als Juror berufen werde, ist noch nicht klar, denn Gitarre und Zupfinstrumente sind 2026 nicht ausgeschrieben. Aber es gibt auch fachfremde Prüfer, und Musik ist Musik, egal auf welchem Instrument sie gemacht wird. Ich würde mich freuen.

Wenn auch Sie Freude an der Musik haben und selbst ein Instrument erlernen möchten, wenden Sie sich gerne an mich. Vielleicht kann ich Ihnen mit meinem Instrument, der Gitarre, dann weiterhelfen.

www.dtkv-saar.de

Sebastian Montes- Professor für Gitarre in Saarbrücken

In meinem letzten Beitrag in der Rubrik „Aktuelles“ schrieb ich über die Heroen der Gitarre aus meiner Jugendzeit: Andres Segovia, Julian Bream und Narciso Yepes.

Am Ende der Ausführungen komme ich auch auf die aktuelle Situation im Saarland zu sprechen und berichte über die zweite Professur für Gitarre an der Musikhochschule, welche gerade von Professor Sebastian Montes besetzt worden ist, der am 25.5.2023 sein Antrittskonzert gab, bei dem ich anwesend war, um ihn als Künstler kennenzulernen.

Nun dürfen wir uns auf die ersten Ergebnisse der pädagogischen Arbeit von Professor Montes und seines Kollegen, Professor Jenzer, freuen.

Am Samstag, den 25. und Sonntag, den 26 Mai 2024, gestalten die Studierenden beider Professoren sowie eingeladene Gastdozenten die „2. Gitarrentage der HfM Saar“.

Mit dem Konzert „Die Welt der Gitarre“ starten die Gitarrentage um 19.00 Uhr am Samstag. „Gitarre, Laute & mehr“ ist der Titel des zweiten Konzertes am folgenden Tag um 17.00 Uhr.

An diesem Konzert wirken auch Studierende des Instituts für Alte Musik mit.

Beide Konzerte finden im Konzertsaal der Musikhochschule statt.

Wer Professor Montes zusammen mit seiner Frau Katrin Klingeberg als Gitarrenduo erleben möchte, dem sei das Konzert der beiden am 21.4.2024 in der Evangelischen Kirche in Heusweiler, Kirchstrasse 6 empfohlen.

Die Präzision und Harmonie ihres gemeinsamen Spiels ist außergewöhnlich und mitreißend. Sie werden ein besonderes Konzerterlebnis mit nach Hause nehmen.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich die Ehre hatte, beim kürzlich durchgeführten Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ als Juror berufen zu werden und hier Professor Montes, der ebenfalls als Juror mitwirkte, persönlich kennenzulernen. Ich traf einen sehr kompetenten Musiker und freundlichen Menschen und wünsche mir für alle, die sich der Gitarre ähnlich stark verbunden fühlen wie ich, dass er auch weiterhin die Gitarre und ihre Musik in ähnlicher Weise befördert, wie er es im ersten Jahr seiner Professur schon begonnen hat.

Wenn auch Sie sich mit diesem wunderbaren Instrument näher beschäftigen, nicht nur anderen zuhören, sondern auch selber musizieren möchten, dann wenden Sie sich gerne an mich.

Das Unterrichten des Gitarrenspiels und das Gestalten von Musik ist für mich eine große Freude, die ich gerne mit Ihnen teile.

Das Vermächtnis des Andres Segovia oder von Segovia bis Montes

Als meine Beziehung zur Gitarre vor vierzig Jahren zu einer Liebe wurde, gab es im Wesentlichen drei Propheten, die die Botschaft der Gitarre in die Welt trugen.

Jeder von ihnen gastierte einmal im Jahr in Hamburg, meiner Heimatstadt, im großen Saal der Hamburger Musikhalle, heute Laeiszhalle, und selbstverständlich musste ich bei diesen Sternstunden dabei sein.

Einer dieser Propheten war Narciso Yepes, der einer alten Tradition der Zupfinstrumentenspieler folgte und das Instrument um vier weitere Basssaiten erweiterte, um den Klang durch zusätzliche Resonanztöne zu verstärken und um sich das reiche Repertoire der Laute besser erschließen zu können.

Vor allem aus dem zweiten Grund bin ich ihm gefolgt und spiele bis heute auf einer Gitarre, die sogar um eine elfte Saite erweitert ist, denn für die Lautensuite in G-Moll von J.S. Bach fehlte noch ein tiefes Kontra-G; und auch bei anderen Werken für die Barocklaute kann ich diese zusätzliche Saite sinnvoll einsetzen.

Ein weiterer Botschafter der Gitarre war Julian Bream, der es stets verstand, bedeutende, zeitgenössische, vor allem englische Komponisten für das Instrument zu begeistern und damit zur Bereicherung unseres Repertoires maßgeblich beitrug. Gleichzeitig lag ihm die reichhaltige und qualitativ bedeutende Literatur der englischen Renaissancelaute am Herzen, die bis heute einen wichtigen Teil des Gitarrenrepertoires ausmacht. Er selbst trug diese Werke auch auf einer für ihn speziell konstruierten Laute vor und spielte auch gerne beide Instrumente in einem Konzert.

Der berühmteste und vielleicht bedeutendste Gitarrenvirtuose dieser Zeit, aber etwas älter als die anderen, war Andres Segovia.Wie kein anderer verstand er es, seine eigene Person zu einer genialischen Künstlerpersönlichkeit zu stilisieren, vergleichbar nur mit der des Cellisten Pablo Casals oder den bildenden Künstlern Pablo Picasso und Salvatore Dali, um hier nur einige der großen Namen aus dem Spanien der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu nennen. Ihnen fühlte er sich ebenbürtig. Auch wusste er als einer der ersten die Möglichkeiten der Schallplattenaufnahme zu nutzen, um seinen weltweiten Ruhm zu begründen.

Segovia hat wiederholt vor allen drei Ziele formuliert, die er mit seiner Kunst erreichen wollte:

Zunächst war sein Anspruch, als Künstler gleichwertig neben den anderen Meistern der klassischen Musik gesehen zu werden. Er wollte das Gitarrenspiel auf dem gleichen Niveau präsentieren, wie man es vom Klavier und der Violine her kannte.

Für ihn war es selbstverständlich, in den gleichen bedeutenden Konzertsälen zu spielen und in den gleichen Konzertreihen aufzutreten wie diese. Dieses Ziel hat er für sich  in vollem Umfang erreicht und ist damit späteren Gitarrenvirtuosen bis heute ein Vorbild geblieben.

Zum anderen hatte er den Wunsch, das Repertoire der Gitarre um Werke zu erweitern, die mit dem des Klaviers zumindest vergleichbar sind. So regte er viele Komponisten, mit denen er Kontakt hatte, an für die Gitarre zu schreiben. Anders als Bream scheute er sich aber vor experimentellen modernen Klängen, was ihm bis heute zum Vorwurf gemacht wird. Immerhin entstanden so die wichtigen Sonaten, Suiten und anderen Werke von Ponce, Castelnuovo-Tedesco, Turina, Torroba und Mompou, deren Kompositionen heute fest im Repertoire der Gitarre verankert sind. Ebenso wäre die Gitarrenmusik von Joaquin Rodrigo ohne Segovia wohl nicht in dieser Menge entstanden.

Man muss also zugestehen, dass er auch dieses zweite Ziel im Wesentlichen erreicht hat.

Der dritte große Bereich, den er durch seine Arbeit und seine beispielhafte Kunstausübung befördern wollte, war die Ausbildung von professionellen Gitarristen und Gitarristinnen gleichwertig neben den traditionellen klassischen Instrumentalisten in den Ausbildungsstätten für professionelle Künstler, also den Staatlichen Konservatorien und Musikhochschulen, zu etablieren.

Er wollte erreichen, dass an diesen Einrichtungen auch Professuren für Gitarrenspiel entstehen und damit das notwendige Niveau für zukünftige Künstlerpersönlichkeiten sowie für die künstlerische Ausbildung in der Breite gesichert wird.

Am 2.6.1987 verstarb Andres Segovia im Alter von 94 Jahren in Madrid.

Im Jahre 2014 wurde Stefan Jenzer nach langer Zeit als Lehrbeauftragter für Gitarre an der „Hochschule für Musik Saar“ zum Professor für Fachdidaktik der Gitarre und Schulpraktisches Gitarrenspiel sowie als Hauptfachlehrer für Gitarre berufen. Außerdem unterrichtet er Kammermusik und übernahm die Leitung des Gitarrenensembles der Hochschule.

Am 25.5.2023 gab Sebastian Montes in Saarbrücken sein Antrittskonzert als erster Professor für Gitarre, dessen Professur ausschließlich dem künstlerischen Gitarrenspiel gewidmet ist.

Manchmal brauchen die Dinge etwas länger, aber damit hat der große alte Meister sein Ziel auch in Saarbrücken letztendlich in vollem Umfang erreicht.

Dem neuen Professor Sebastian Montes gratuliere ich von ganzem Herzen zu seiner neuen Anstellung und wünsche ihm für die Zukunft viel Erfolg in seiner weiteren künstlerischen und pädagogischen Tätigkeit.

Für mich und meine Schüler/innen hoffe ich auf viele Veranstaltung unter seiner Mitwirkung, in der die Gitarre den Stellenwert einnimmt, den sie verdient: die Gitarre, die in einzigartiger Weise größte Vielfalt der musikalischen Ausdrucksformen sowie Klangfarbenreichtum, mit größter Einfachheit in der Konstruktion zu verbinden weiß.

Am Montag, den 26.6.2023 können Sie um 19.00 Uhr die Studierenden von Prof. Stefan Jenzer im Konzertsaal der HfM hören und sich selbst einen Eindruck verschaffen.

Segovia hätte sicher seine Freude daran gehabt und wenn auch Sie Lust haben, in die Welt der Gitarrenmusik einzutauchen, wenden Sie sich gerne an mich.

Mir wäre es eine große Freude, wenn ich Sie auf diesem neuen und spannenden Weg begleiten dürfte.