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Buchempfehlung und Gedanken zum Tode von Joao Gilberto
Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Namen João Gilberto nicht kannte, als mir ein Schüler das Buch „ Hobalala: auf der Suche nach João Gilberto“(erschienen 2011 bei Rogner& Bernhard) in die Hand drückte.
Wie ich mittlerweile gelernt habe, handelt es sich um den Erfinder oder zumindest Miterfinder der Bossa Nova, einer in Brasilien Ende der 50er Jahre auf der Basis der Samba neu entstandenen Stilrichtung der Popular- Musik, welche brasilianische Rhythmik, aus dem Jazz stammende Harmonik und elegische, am besten portugiesisch gesungene Alltagslyrik miteinander verbindet. Eines der berühmtesten Lieder im Stile dieser neuen Musik ist „The Girl from Ipanema“, von Gilberto nicht erfunden, aber von ihm und seiner Frau Astrud stilbildend interpretiert.
Vordergründig wird in dem oben erwähnten Buch die Geschichte erzählt von der Suche eines Schriftstellers und seiner Gehilfin, Watson, nach einem Künstler, der sich beim ewigen Streben nach künstlerischer Perfektion und einigen Enttäuschungen im Leben von der Öffentlichkeit zurückgezogen hat und sich nur noch, von gelegentlichen Treffen mit seinen engsten Freunden und seiner Familie abgesehen, mit seiner Musik, seinem Gesang und dem Gitarrenspiel beschäftigt. Seine seltenen Konzerte und Auftritte wurden so zu kostbaren Ereignissen, die er, wenn er sich von seinem Publikum nicht genügend geschätzt fühlte, auch schon mal abrupt beenden konnte. „Sie mochten es nicht.“ genügte ihm hierfür als Begründung.
Schaut man etwas hinter die Handlung, so ist das eigentliche Thema des Buches vielleicht die unerfüllte Sehnsucht. Die Sehnsucht des Autors nach einer Story und einem Treffen mit seinem Idol, die Sehnsucht des Künstlers nach Vollkommenheit seines Werkes und dessen Interpretation sowie die Suche und Sehnsucht des Publikums nach Zuwendung und Nähe durch den Künstler.
Ein weiterer Aspekt, nur im Hintergrund mitschwingend, für mich aber am faszinierendsten, ist die tiefe Verbundenheit, die unauflösliche Gemeinschaft des Künstlers mit seinem Instrument, der Gitarre. Ohne diese ist seine Musik nicht denkbar und nur mit ihr und seinem Gesang kann er seiner Kunst Ausdruck verleihen. Sie ist es auch, die er niemals verlässt, die auch ihm treu ist und ihm auch in seiner selbst gewählten Einsamkeit ständige Begleiterin bleibt. Die vielleicht einzige feste Beziehung in seinem Leben, tragfähiger als alle Beziehungen zu den Menschen seiner Umgebung.
Sollten auch Sie so eine Beziehung fürs Leben suchen, eine Beziehung zur Gitarre, vielleicht etwas weniger dramatisch als von mir oben geschildert, so melden Sie sich ruhig bei mir. Ich kann Sie miteinander bekannt machen und dabei helfen, dass es zu einem harmonischen ersten Zusammentreffen kommt.
Wenn Sie auf meiner Website in der Rubrik GEDANKEN nachschauen finden sie im ARCHIV übrigens noch weitere Hinweise auf interessante Bücher, die die Themen Gitarre und Musik zum Inhalt haben und die ich Ihnen in kleinen Beiträgen dort vorstelle.
https://www.youtube.com/watch?v=j8VPmtyLqSY
https://www.youtube.com/watch?v=eKy6NJO8GPQ
Musik machen- etwas für jedes Alter
Denkt man darüber nach, warum das Musizieren, gleichgültig ob für junge oder ältere Menschen, eine sinnvolle und gute Beschäftigung ist, so lassen sich viele Gründe dafür finden.
Sieht man davon ab, dass Musik für sich genommen schon etwas Schönes ist, wir uns also mit etwas Schönem beschäftigen dürfen, so gibt es durchaus noch weitere positive Nebeneffekte.
Bei Kindern ist hier z.B. die Entwicklung und Stärkung der Konzentrationsfähigkeit, der selbstkritischen Betrachtung und der Erwerb von Lerntechniken zu nennen: Wie kann ich durch systematisches Training meinen Vortrag verbessern und am Ende ein Musikstück auswendig spielen, um durch das Lösen vom Notenspiel meine Aufmerksamkeit ganz auf die Spielbewegungen und die Gestaltung der Musik zu lenken ?
Die Anerkennung, die Kinder von anderen bekommen, und die Freude, die sie diesen bereiten, stärken zudem ihr Selbstbewusstsein und ihre Persönlichkeit
Bei älteren Menschen befördert das Instrumentalspiel den Erhalt schon entwickelter Fertigkeiten und trägt dazu bei, die geistige Aufnahmefähigkeit möglichst lange zu erhalten. Musizieren ist grundsätzlich auch in hohem Alter noch möglich. Der Singkreis der Volkshochschule, den meine Mutter mit über neunzig Jahren noch regelmäßig besuchte, wurde von zwei Mandolinenspielern begleitet, die beide ebenfalls über neunzig Jahre alt waren.
Ein weiteres Beispiel für den Erhalt der Lebensfreude durch Musik ist mein ehemaliger Gitarrenprofessor von der Saarbrücker Musikhochschule, Jiri Jirmal. Er wurde 1925 geboren und in einem Youtube- Video aus dem Jahre 2016 können Sie ihn 91-jährig beim gemeinsamen Musizieren mit einer jungen Jazz-Sängerin während eines gemeinsamen Konzertes erleben. An der Hochschule hat er das Spiel der klassischen Gitarre unterrichtet und ist dann im Alter zu seiner geheimen Leidenschaft, dem Jazz, zurückgekehrt.
https://www.youtube.com/watch?v=v4Kbn8JS0-8&list=RDv4Kbn8JS0-8&start_radio=1&t=2
Vielleicht konnte ich Sie etwas neugierig machen auf die praktische Beschäftigung mit der Musik und Sie haben Lust bekommen, es selbst einmal zu versuchen, alte Fertigkeiten aufzufrischen oder ihren Kindern und Enkeln die Möglichkeit zu geben in die Welt der Musik einzutauchen.
Nehmen Sie Kontakt mit mir auf, dann kann ich Ihnen dabei behilflich sein.
Bin wieder für Sie da!
Die Urlaubszeit neigt sich dem Ende zu und die Schulferien sind vorbei. Seit einer Woche unterrichte ich nun und die meisten meiner Schüler kommen wieder regelmäßig. Nur noch einige wenige, welche von den Schulferien unabhängig sind, lassen auf sich warten.
Für mich ist dies eine schöne Zeit. Gerne tauche ich in die Regelmäßigkeit des Alltags ein. Das Unterrichten ist für mich keine Last, sondern Anregung und Freude, und die intensive Zusammenarbeit mit meinen Schülern und der uns verbindenden Musik tun mir gut.
Trotzdem möchte auch ich auf die unterrichtsfreie Zeit in den Ferien nicht verzichten, denn sie bietet mir die Möglichkeit, mich intensiver meinem eigenen Üben zu widmen und bei Ausflügen und Reisen neue Eindrücke zu sammeln, um für meinen Beruf neue Anregungen zu finden.
Nach einer Woche an der niederländischen Nordseeküste mit viel Bewegung in herrlicher Natur und Gitarrenspiel unternahm ich zwei Städtereisen. Zunächst ging es nach Paris und am Ende der Ferien für fünf Tage nach Wien. Die Gitarre musste in dieser Zeit allerdings zu Hause bleiben.
Im Zusammenhang mit Paris erinnere ich mich gerne an ein Konzert in der beeindruckenden Kirche „La Madeleine“ und an einen Besuch auf dem Friedhof von Montmatre, wo ich das Grab des berühmten Gitarrenvirtuosen und -komponisten Fernando Sor aufsuchte und ihm singend ein kleines Ständchen mit seiner eigenen Musik brachte. Eine eingängige, liedhafte Melodie aus seinen zahlreichen Etüden, welche ich gerne mit meinen Schülern erarbeite. Ein schöner Moment.
In Wien besuchte ich das „Haus der Musik“ und das „Mozarthaus“. Beide kann ich dem an Musik interessierten Wienbesucher nachdrücklich empfehlen.
Im „Haus der Musik“ wird man auf anschauliche Weise mit den Grundlagen der Akustik und der Funktionsweise unseres Ohres vertraut gemacht. In einem anderen Bereich ist das sehenswerte Museum der „Wiener Philharmoniker“, und in einem weiteren werden Leben und Werk von herausragenden Komponisten dokumentiert, welche in und für Wien tätig waren. Es sind dies in besonders ausführlicher Form vor allem Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und der „Walzerkönig“ Johann Strauß.
Im „Mozarthaus“, der größten Wohnung, die Mozart in seiner Wiener Zeit bewohnte, wird deutlich, in welchen beengten Verhältnissen, gemessen an unseren Maßstäben, dieser außerordentlich fleißige Meister im Kreise seiner Familie und seiner Hausangestellten arbeiten musste. In der damaligen Zeit handelte es sich allerdings um eine Luxuswohnung, welche er sich leisten konnte, da er für seine Arbeiten sehr hohe Honorare fordern durfte. Mozart war zu seiner Zeit einer der gefragtesten und bestbezahlten Komponisten der Wiener „High Society“ und des kaiserlichen Hofes.
Von diesen vielen Eindrücken angeregt konnte ich nun wieder mit meiner Arbeit beginnen und mich mit Begeisterung der Musik widmen.
Sollten auch Sie den Wunsch haben, Musik nicht nur zu hören, sondern auch selbst ein Instrument zu spielen, vielleicht die Gitarre, so bin ich Ihnen gerne dabei behilflich. Ich würde mich freuen, wenn sie diesen Schritt mit mir wagen wollen.
"Vielsaitigkeit"
Das Repertoire der Konzertgitarre besteht, wenn man es genau betrachtet, nicht nur aus der Musik, die für unser modernes Instrument geschrieben wurde. Die Konzertgitarre in der heutigen Form gibt es erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Manche halten es für richtig, sich als auf das Spielen der Musik seit dieser Zeit zu beschränken, denn vorher gab es unser Instrument ja nicht. Betrachtet man die Sache so, müsste man auf den Vortrag der gesamten klassischen und barocken Musik sowie auf die riesige Anzahl von Werken der Renaissancemusik für die verschiedenen Zupfinstrumente dieser Zeit komplett verzichten.
Für mich ist dieses eine inakzeptable Vorstellung. Mir ist bei der Interpretation die klare Darstellung des inneren Gehalts der Musik wichtig und nicht so sehr die originale Klangfarbe, der man mit der Wiedergabe auf Originalinstrumenten natürlich näherkommen kann.
Die Musik für die mit der heutigen Konzertgitarre verwandten Instrumente, wie etwa die Gitarre der Biedermeierzeit, die Barockgitarre, die Barock- und Renaissance-Laute sowie die spanische Vihuela gehört meiner Meinung nach selbstverständlich zum Gitarrenrepertoire.
Mein persönlicher Kompromiss besteht darin, dass ich den originalen Notentext möglichst vollständig auf unserem Instrument wiedergeben möchte und versuche, keine Veränderungen daran vorzunehmen. Um dem originalen Klangcharakter der jeweiligen Musikepochen zu entsprechen und diese unterscheidbar zu machen, bin ich bestrebt, die stilistischen Besonderheiten jeder Zeit deutlich herauszuarbeiten. Aus diesem Grunde verwende ich für die Darstellung von Stücken für die Barocklaute eine Gitarre mit elf Saiten, die es mir ermöglicht, die tiefen Bässe dieser Werke wiederzugeben. Vihuelaliteratur und Musik für die Renaissancelaute spiele und unterrichte ich mit einer Technik, welche weitgehend der Lautentechnik gleicht, um auch so dem Klang der Laute nahezukommen. Das Spiel nach der ursprünglichen Notation, der Tabulatur, gehört für mich ebenfalls dazu, denn aus dieser kann man auf den originalen Fingersatz schließen. Auch dieses führt zu einem Klangbild, welches dem der Lauteninstrumente sehr ähnlich ist.
Wer allerdings kompromisslos den echten Klang der genannten historischen Instrumente hören möchte, wird nicht darum herumkommen, diese zu spielen.
Einen, der diesen Weg eingeschlagen hat, können wir bald in zwei Konzerten in unserer Nähe erleben:
Christian Zimmermann ist 1954 im Breisgau geboren, hat sein Gitarrenstudium bei Mario Sicca in Karlsruhe abgeschlossen und später bei Michael Schäffer und Eugen Dombois, zwei herausragenden Meistern ihres Fachs, das Spiel der Barocklaute erlernt. Zusätzlich wandte er sich der Barockgitarre, der Vihuela und dem Chitarrone zu. Auf seiner Website gibt es in der Rubrik Audio/ Video/ CDs reichlich Gelegenheit, sich von seiner Vielseitigkeit einen Eindruck zu verschaffen.
Auch wenn ich selbst nicht diesen Weg gehe, bin ich sehr dankbar, wenn es möglich ist, die Literatur dieser verschiedenen Musikstile und -epochen auf einem Originalinstrument zu hören. Für die eigene Interpretation, auch auf der modernen Gitarre, kann dies sehr hilfreich sein.
Am Samstag, den 11.5.2019 gastiert Christian Zimmermann in Althornbach (in der Nähe von Zweibrücken), um 16.00 Uhr im Gewölbekeller (Parkplätze hinter dem Bürgerhaus).
Außerdem konzertiert er am 19.5.2019 im Rathaussaal in Tholey um 18.00 Uhr.
In beiden Konzerten wird er die Barocklaute und die Barockgitarre spielen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Genuss dieser außergewönlichen Klänge.