Direkt zum Inhalt

Aktuelles/Archiv

"Vielsaitigkeit"

Das Repertoire der Konzertgitarre besteht, wenn man es genau betrachtet, nicht nur aus der Musik, die für unser modernes Instrument geschrieben wurde. Die Konzertgitarre in der heutigen Form gibt es erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.

Manche halten es für richtig, sich als auf das Spielen der Musik seit dieser Zeit zu beschränken, denn vorher gab es unser Instrument ja nicht. Betrachtet man die Sache so, müsste man auf den Vortrag der gesamten klassischen und barocken Musik sowie auf die riesige Anzahl von Werken der Renaissancemusik für die verschiedenen Zupfinstrumente dieser Zeit komplett verzichten.

Für mich ist dieses eine inakzeptable Vorstellung. Mir ist bei der Interpretation die klare Darstellung des inneren Gehalts der Musik wichtig und nicht so sehr die originale Klangfarbe, der man mit der Wiedergabe auf Originalinstrumenten natürlich näherkommen kann.

Die Musik für die mit der heutigen Konzertgitarre verwandten Instrumente, wie etwa die Gitarre der Biedermeierzeit, die Barockgitarre, die Barock- und Renaissance-Laute sowie die spanische Vihuela gehört meiner Meinung nach selbstverständlich zum Gitarrenrepertoire.

Mein persönlicher Kompromiss besteht darin, dass ich den originalen Notentext möglichst vollständig auf unserem Instrument wiedergeben möchte und versuche, keine Veränderungen daran vorzunehmen. Um dem originalen Klangcharakter der jeweiligen Musikepochen zu entsprechen und diese unterscheidbar zu machen, bin ich bestrebt, die stilistischen Besonderheiten jeder Zeit deutlich herauszuarbeiten. Aus diesem Grunde verwende ich für die Darstellung von Stücken für die Barocklaute eine Gitarre mit elf Saiten, die es mir ermöglicht, die tiefen Bässe dieser Werke wiederzugeben. Vihuelaliteratur und Musik für die Renaissancelaute spiele und unterrichte ich mit einer Technik, welche weitgehend der Lautentechnik gleicht, um auch so dem Klang der Laute nahezukommen. Das Spiel nach der ursprünglichen Notation, der Tabulatur, gehört für mich ebenfalls dazu, denn aus dieser kann man auf den originalen Fingersatz schließen. Auch dieses führt zu einem Klangbild, welches dem der Lauteninstrumente sehr ähnlich ist.

Wer allerdings kompromisslos den echten Klang der genannten historischen Instrumente hören möchte, wird nicht darum herumkommen, diese zu spielen.

Einen, der diesen Weg eingeschlagen hat, können wir bald in zwei Konzerten in unserer Nähe erleben:

Christian Zimmermann ist 1954 im Breisgau geboren, hat sein Gitarrenstudium bei Mario Sicca in Karlsruhe abgeschlossen und später bei Michael Schäffer und Eugen Dombois, zwei herausragenden Meistern ihres Fachs, das Spiel der Barocklaute erlernt. Zusätzlich wandte er sich der Barockgitarre, der Vihuela und dem Chitarrone zu. Auf seiner Website gibt es in der Rubrik Audio/ Video/ CDs reichlich Gelegenheit, sich von seiner Vielseitigkeit einen Eindruck zu verschaffen.

Auch wenn ich selbst nicht diesen Weg gehe, bin ich sehr dankbar, wenn es möglich ist, die Literatur dieser verschiedenen Musikstile und -epochen auf einem Originalinstrument zu hören. Für die eigene Interpretation, auch auf der modernen Gitarre, kann dies sehr hilfreich sein.

Am Samstag, den 11.5.2019 gastiert Christian Zimmermann in Althornbach (in der Nähe von Zweibrücken), um 16.00 Uhr im Gewölbekeller (Parkplätze hinter dem Bürgerhaus).

 

Außerdem konzertiert er am 19.5.2019 im Rathaussaal in Tholey um 18.00 Uhr.

In beiden Konzerten wird er die Barocklaute und die Barockgitarre spielen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Genuss dieser außergewönlichen Klänge.

 

www.christianzimmermannlaute.de

Gitarrenfrühling

Nach einer gespannten Zeit der Stille ohne klassische Gitarrenmusik, denn es gab lange keine diesbezüglichen Konzerte im Saarland, kehrt diese nun gemeinsam mit den Zugvögeln aus südlichen Ländern und den ersten Frühlingsblüten zu uns zurück.

Daniel Marx beginnt den Konzertreigen mit einem Solo-Rezital im Rathausfestsaal in Tholey, am 25.4.2019 um 19.00 Uhr.

Sein Konzert ist Bestandteil der „Gitarrentage für Kinder und Jugendliche im Saarland“, welche mittlerweile schon auf eine mehrjährige Tradition zurückblicken können. Wie immer organisiert das aus Argentinien stammende Gitarrenduo und Ehepaar Ines Peragallo und Jose Pedroni diese außergewöhnliche Gitarrenwoche, die mir in vergleichbarer Form von keinem anderen Ort bekannt ist und die so das Saarland in besonderer Weise auszeichnet.

In dem genannten Konzert werden nur Werke gespielt, die von zeitgenössischen Komponisten aus der ganzen Welt stammen und die zum großen Teil extra für diese Veranstaltung komponiert wurden. In einem gleichzeitig stattfindenden Kompositionswettbewerb werden die besten Arbeiten von den an den Gitarrentagen teilnehmenden Kindern in einem Abschlusskonzert am Samstag, den 27.4. um 17.00 Uhr, im Kulturzentrum „big Eppel“ in Eppelborn aufgeführt und später von einer Jury prämiert.

Zu den Juroren gehört in der Regel auch der weltbekannte Gitarrist Roberto Aussel, welcher an der „Hochschule für Musik Köln“ auch seinem Schüler Daniel Marx den „letzten Schliff“ gegeben hat.

Marx begann das Gitarrenspiel in seiner Heimatstadt Erding in Bayern im Alter von sieben Jahren und wagt nun den Start in eine internationale Karriere.

Wenn Sie es einrichten können, so lassen Sie sich diese besondere Oster- bzw. Ohrenfreude nicht entgehen

 

www.gitarrentagekindersaar.com

www.danielmarx.net

Ein Instrument mit vielen Möglichkeiten

Auf der Website eines guten Freundes und lieben Kollegen las ich kürzlich folgende Sätze:

„Der Begriff ,Klassische Gitarre' beinhaltet nicht zwangsläufig die ,klassische Gitarrenliteratur'.Diese ist sowieso ab einem gewissen Niveau nur von sehr wenigen Menschen zu bewältigen. Es geht um die „klassische Gitarrentechnik“, die Grundlage für alle Stile ist.“

Diesen Sätzen könnte ich grundsätzlich zustimmen, denn das Besondere der Spieltechnik der klassischen Gitarre liegt gerade in ihrer Universalität. Sind ihre Grundlagen weitgehend verinnerlicht, so ist man in der Lage, sich allen Musikstilen zuzuwenden. Spezielle Anforderungen, die diese jeweils darüber hinaus stellen, können dann noch als Ergänzung hinzugelernt werden.

So ist z.B. das Spiel mit dem Plektrum die normale Spieltechnik der ROCKMUSIK, und wird daher dafür zusätzlich benötigt.

Im FLAMENCO gilt es, sich mit den typischen spanischen Tanzrhythmen vertraut zu machen. Für die rechte Hand ist außerdem eine besondere Anschlagstechnik aller fünf Finger, das „Rasgueado“, notwendig. Das Improvisieren über die Harmoniefolgen des Flamenco mit den dazu passenden Melodiefloskeln gehört ebenso zu dieser anspruchsvollen südspanischen Volksmusik.

Die amerikanische FOLKMUSIC wiederum bedient sich gerne des Fingerpickings. Hier ist eine besondere Beweglichkeit des rechten Daumens erforderlich. Die Kunstfertigkeit besteht darin, die traditionellen amerikanischen Melodien in die begleitenden Akkorde einzuarbeiten.

In der JAZZMUSIK schließlich geht es um das spontane, freie Improvisieren über eine gegebene Melodie und die ihr zugrundeliegende Harmoniefolge. Dieses Improvisieren basiert, ähnlich wie im Flamenco, auf speziellen Tonleitern, welche im Unterricht ausführlich besprochen und deren Bewegungsabläufe durch häufiges Üben automatisiert werden.

Der „klassisch“, in der Regel an einer Musikhochschule ausgebildete Gitarrenlehrer kann zumeist nur eine Einführung in diese Spezialgebiete des Gitarrenspiels geben und wird, wenn ein Schüler sich einer dieser besonderen Musikformen ganz zuwenden will, auf einen hier besonders bewanderten Kollegen verweisen.

Alle diese Teilbereiche des Gitarrenspiels in der gleichen Perfektion zu beherrschen, ist keinem Musiker möglich. Die Technik der klassischen Gitarre bietet aber in jedem Fall eine gute Grundlage für alle diese Spielarten der Musik.

Die geringe Bedeutung, die mein Kollege der Literatur für die Konzertgitarre in seinem Unterrichtskonzept in dem Zusammenhang beimisst, kann ich jedoch nicht verstehen. Keinem Klavier-, Geigen- oder Violoncellolehrer würde es einfallen, sein Instrument zu unterrichten, ohne die für dieses Instrument geschaffene klassische Literatur ausführlich in den Unterricht mit einzubeziehen.

Mir liegt es sehr am Herzen, viel Wert auf das Vermitteln einer fundierten, klassischen Spieltechnik zu legen und Sie umfassend mit der Literatur meines Instrumentes, der Konzertgitarre, vertraut zu machen, um auch für diese Begeisterung zu wecken.

Wenn mir dieses auch nicht immer gelingt, so haben sich meine Schüler nach einer gewissen Zeit doch eine gute Grundlage für jede Art von populärer Musik erworben, auf der sie aufbauen können.

Sollten auch Sie Lust haben, sich das notwendige musikalische Handwerk, mit welchem Ziel auch immer, zu erwerben, so helfe ich Ihnen gerne dabei. Ich freue mich auf Ihre telefonische Anfrage!

Segovia und seine Schüler

Andres Segovia gilt vielen als der bedeutendste Gitarrenvirtuose des 20. Jhds.

Lange Zeit bot er alljährlich einen Meisterkurs in der spanischen Stadt Siena an, welcher von Gitarristen aus der ganzen Welt regelmäßig besucht wurde. Unter ihnen sind später berühmt gewordene Künstler wie etwa Oskar Ghilia, Barbara Polasek und Leo Witoszinsky, der schon ein Studium bei Luise Walker in Wien beendet hatte.

Von diesen Meisterkursen gibt es dokumentarische Filmaufnahmen, die Segovia bei seiner Unterrichtstätigkeit zeigen. Einige dieser Aufnahmen sind aus den 60er - , weitere aus den 80er- Jahren des vorigen Jahrhunderts. Eine meiner Schülerinnen machte mich darauf aufmerksam, dass diese historischen Dokumente heute bei Youtube jederzeit abrufbar sind und schickte mir die entsprechenden Links, die ich nun an Sie weitergebe (siehe unten).

Da es sich bei den gezeigten „Schülern“ Segovias nicht um Anfänger auf der Gitarre, sondern vielmehr um bereits fertig ausgebildete Spieler handelt, wundert es nicht, dass Erläuterungen zu instrumental-technischen Abläufen oder etwa Betrachtungen der musikalischen Formen der besprochenen Werke in diesem Unterricht kaum eine Rolle spielen. Vielmehr entsteht ein künstlerischer Dialog zwischen dem vortragenden Schüler und dem intensiv zuhörenden und mitunter mitsingenden Segovia, der so, ohne viele Worte, seine Vorstellung, wie die Musik zu gestalten ist, deutlich macht. Seine Anregungen werden von den Schülern sogleich aufgenommen und nach Möglichkeit, ohne weitere Diskussion, umgesetzt.

In den frühen Aufzeichnungen greift der Meister oft selbst zur Gitarre und versucht durch vor- und mitspielen seine Ideen zu verdeutlichen. Es scheint ihm keine Mühe zu machen, auch bei schwierigen Werken an jeder beliebigen Stelle einzusetzen und in den Vortrag des Spielers, im wahrsten Sinne des Wortes, einzugreifen. Eine erstaunliche und bemerkenswerte Leistung, die sich aber möglicherweise relativiert, wenn man bedenkt, dass die ausgewählten Notenausgaben, welche die Schüler benutzen, in vielen Fällen wahrscheinlich von Segovia selbst editiert waren und er sie deshalb sehr gut kannte.

In den späteren Dokumentationen verzichtet er auf das Eingreifen mit dem Instrument. Er ist zu dieser Zeit schon hochbetagt und obwohl er auch mit über neunzig Jahren noch regelmäßig konzertierte, war er sich möglicherweise zu dieser Zeit bewusst, dass seine eigene Virtuosität nicht mehr mit der der frühen Jahre entspricht.

Es handelt sich meiner Meinung nach um hochinteressante Filmdokumente, die man heute noch mit viel Freude anschauen kann. Deutlich wird, dass hier ein Unterrichtsstil gezeigt wird, der in unserer Zeit nicht mehr adäquat erscheint. Segovia will in seinem Unterricht seine eigenen Interpretationen weitergeben, quasi vervielfältigen. Dieses entspricht durchaus den Erwartungen und Wünschen seiner damaligen Schüler. Man wollte so spielen, wie der verehrte Meister. Heute wird man auf diesem Ausbildungsniveau eher versuchen, die gestalterischen Möglichkeiten, die in einem Menschen schon angelegt sind, zu entwickeln und ihm so zu einer eigenen künstlerischen Persönlichkeit zu führen.

Zum Schluss sei noch gesagt, dass das hierfür notwendige Leistungsniveau nur durch einen regelmäßigen und guten Instrumentalunterricht erreicht werden kann, in dem die von Segovia vorausgesetzten Fertigkeiten über Jahre allmählich erworben wurden.

An genau dieser Stelle komme ich als in Saarbrücken tätiger Gitarrenlehrer ins Spiel. Denn Ihnen bei dem systematischen Aufbau von grundlegenden Techniken zu helfen und Sie in die „Geheimnisse“ der Musik einzuführen, ist mein Spezialgebiet. Und auch wenn Sie es nicht zum Meisterschüler von Segovia schaffen können, da dieser schon vor vielen Jahren verstorben ist, so sollten Sie sich selbst und vielleicht anderen zu einer großen Freude und Zufriedenheit durch eine gut gespielte Liedbegleitung oder den gelungenen Vortrag eines solistischen Gitarrenstückes verhelfen. Lassen Sie es uns versuchen.

Ich freue mich auf Ihren Anruf und bin Ihnen beim Entdecken der Gitarre und ihrer Literatur gerne behilflich.

Hier noch zwei Links zu den besprochenen Meisterklassen von Segovia:

https://www.youtube.com/watch?v=lMhqqEfiO3Q

https://www.youtube.com/watch?v=QvfnLnVjQ1s