Aktuelles/Archiv
Gitarrendürre
Mein letzter Beitrag an dieser Stelle war die Ankündigung eines Konzertes in Dillingen am 1.7.2018. Ich selbst konnte dieses leider nicht besuchen, da ich zu der Zeit schon in Berlin war, um an einer Sitzung des DTKV- Bundesverbandes (Deutscher Tonkünstlerverband) teilzunehmen. Sollte jemand das Konzert besucht haben, hoffe ich, dass es gefiel.
Die im Moment noch immer anhaltende Hitzeperiode macht das Üben für mich auch über die Sommerferien hinaus noch zu einer echten Herausforderung. Da mich aber nicht nur meine Frau, sondern auch die Lautenkomponisten Hans Judenkünig und John Dowland aus dem 16. Jhd, zumindest auf dem Notenpapier,in den Urlaub begleitet haben, konnte ich auch in Berlin, Hamburg und auf Sylt nicht ganz von der Gitarre lassen.
Ähnlich mag es meinen Kollegen im Saarbrücker Raum gegangen sein. Auch ihnen scheinen die künstlerischen Ambitionen im strahlenden und heißen Sonnenschein dahingeschmolzen zu sein. Auch nach längerer und intensiver Recherche konnte ich keinerlei Konzertankündigungen für die nähere Zukunft finden. Die Kunst des Gitarrenspiels ist quasi ausgetrocknet wie die Wiesen und Felder in unserer Umgebung. Man kann auch getrost von einem gitarristischen Sommerloch sprechen, das auch durch Künstler von außerhalb nicht gefüllt wird,. Denn diese machen zur Zeit offensichtlich einen großen Bogen um das Saarland. Vielleicht ist es ihnen hier einfach zu heiß.
Für das Unterrichten war es mir heute allerdings nicht zu heiß, als ich heute mit einer Schülerin einen ersten Versuch nach der Ferienzeit unternommen habe. Es war eine gute und entspannte Unterrichtsstunde, übrigens wieder mit John Dowland.
Vielleicht haben ja auch Sie Lust, trotz der erschwerten Bedingungen, mit dem Gitarrenspiel zu beginnen oder Ihre schon vorhandenen Kenntnisse aufzufrischen und zu erweitern. Wenn das so ist, melden Sie sich ruhig bei mir, es könnte sein, dass ich Ihnen im lauen Luftzug meines Ventilators dabei helfen kann.
Sobald mir neue Konzerttermine bekannt sind, werde ich Sie darüber auch weiterhin informieren.
Gitarrenmatinee im Lokschuppen Dillingen
Nach einer langen Durststrecke darf sich der Liebhaber der klassischen Gitarre nun wieder auf ein vielversprechendes Konzert im Rahmen der Gitarrenmatinee in Dillingen freuen.
Dietmar Kunzler und sein Team schaffen es immer wieder, regional bedeutende, aber auch international bekannte Künstler hierfür zu gewinnen. Eine bunte Mischung der Stilrichtungen ist hierbei Kunzlers Markenzeichen.
Nachdem die Matinee viele Jahre im Foyer der Stadthalle stattfand, dann in das Cafe Reinhard in der Stummstraße umzog, hat sie ihre neue Heimat nun im Bistro des Lokschuppens in Dillingen gefunden. Auf diesen neuen Veranstaltungsort bin ich gespannt, denn im Cafe Reinhard gab es keine Trennung zwischen dem Gastraum des Cafes und dem Konzertraum. Dieses führte häufig zu Störungen der Veranstaltung durch andere Gäste des Cafes oder durch die lärmende Espressomaschine und war sowohl für die Künstler als auch Hörer manches Mal eine akustische Zumutung.
Am Sonntag, den 1.7.2018 ist nun das Americas Guitar Duo zu hören.
Gillian Omalyev aus den USA und Vinicius Jacomin aus Brasilien haben beide in Deutschland ein Gitarrenstudium absolviert und wagen nun den Sprung in das internationale Konzertleben.
Gillian Omalyev kann Persönlichkeiten wie Dale Kavanagh, Aniello Desiderio und Oscar Ghilia zu ihren Lehrern zählen. An ihrer Repertoireliste wird deutlich, dass sie sich mit der alten Musik, etwa eines Francesco Da Milano, ebenso beschäftigt hat wie mit den zeitgenössischen Komponisten wie z.B. Dusan Bogdanovic. Ihr Repertoire deckt also die gesamte Breite der originalen Gitarrenliteratur ab und verzichtet auf die sonst viel gespielten Bearbeitungen von Werken, die eigentlich für andere Instrumente geschrieben wurden. Damit trifft sie genau meinen Geschmack und ich bin gespannt, ob dieses auch auf die in der Matinee gespielten Werke für zwei Gitarren zutrifft.
Falls Sie Gelegenheit haben, die beiden zu hören, wünsche ich Ihnen ein wunderschönes Konzert.
Americas Guitar Duo
Sonntag, 1.7.2018 um 10.30 Uhr, Bistro Lokschuppen Dillingen, Werderstr. 4
Der Gitarrenbaumeister Gerold- Karl Hannabach
Wird eine handwerkliche Tätigkeit mit großer Sorgfalt, Präzision im Detail sowie mit dem für das verwendete Material notwendige Gespür ausgeführt, so spricht man gerne von Handwerkskunst. Das Wort „ Handwerk“ steht an erster Stelle und zeigt, dass die handwerkliche Genauigkeit das vornehmste Ziel des Meisters ist. Beim Kunsthandwerk dagegen ist es umgekehrt. Ein Kunstwerk, etwa eine geschnitzte Madonnen-Figur, wird mit viel handwerklichem Geschick geschaffen. Die Ästhetik der äußeren Form und schließlich der künstlerische Ausdruck stehen für den Meister aber im Vordergrund, vor der eigentlichen handwerklichen Ausführung. Interessant wäre nun, den Unterschied zwischen Kunsthandwerk und „wirklicher“ künstlerischer Tätigkeit auch noch näher zu betrachten, was jedoch den Rahmen dieses Beitrages sprengt.
Hier soll es im Weiteren darum gehen, auf das Handwerk des Instrumentenbauers hinzuweisen und dieses näher zu beleuchten.
Auf den Instrumentenbauer treffen beide Beschreibungen zu. Mit größter Geschicklichkeit und handwerklicher Präzision will er sein Instrument herstellen, darf darüber hinaus aber auch die äußere Form, die Ästhetik, nicht vernachlässigen. Denkt man an das vornehme Schwarz und die edle Form des Konzertflügels, die barocke Verspieltheit einer Harfe oder den schillernden Glanz der Blechblasinstrumente, so ist es eine wahre Freude, diese Instrumente anzuschauen und der Musiker wird sofort den Reiz verspüren, auf den bewunderten Instrumenten zu musizieren.
Die Konzertgitarre kommt im Vergleich mit den genannten Instrumenten zunächst etwas bescheidener daher. Schaut man jedoch genauer hin, so gibt auch der Gitarrenbauer seinem Werkstück einen ästhetischen Mehrwert mit auf den Weg, etwa einen kunstvoll gestalteten Kopf oder eine besonders schöne Schalllochrosette. Auch das Band, welches die Decke umfasst, hat eine zierende Funktion, gleichzeitig aber auch einen praktischen Wert, wird dem Deckenholz doch so ermöglicht, sich dem Luftklima der Umgebung anzupassen, sich auszudehnen oder zusammenzuziehen ohne zu reißen. Ähnliches gilt auch für das Zusammenspiel der verschiedenen Hölzer, ihrer Farben und Oberflächenstrukturen, denn diese haben sowohl für die äußere Gestalt als auch für die klangliche Gestaltung der Gitarre eine große Bedeutung.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem skulpturalen Kunstwerk und einem Musikinstrument besteht in ihrer jeweiligen, vom Handwerker erzeugten, Ausdrucksfähigkeit.
Soll im erst genannten Fall der Ausdruck vor allem über die äußere Form sowie die Komposition der Details und deren Verhältnisse zueinander erreicht werden, so verhält es sich im Falle des Musikinstrumentes anders. Die Ausdrucksfähigkeit liegt hier vielmehr in den Möglichkeiten der klanglichen und tonlichen Gestaltung, sie ist also nicht direkt sichtbar, sondern nur durch Hören erfahrbar. Der Instrumentenbauer muss also das Kunststück vollbringen, diese hörbaren Möglichkeiten des Instrumentes vorauszuahnen und durch bewusste Konstruktion vorherzubestimmen: eine große Anforderung an den Handwerker, der dafür ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Musik und der Musiker aufbringen muss. Dieses und das Gespür für das richtige Material und seine Verarbeitung bedarf sowohl einer soliden Begabung als auch eines über ein ganzes Leben zu sammelnden, reichen Erfahrungsschatzes.
In dem Film „Der Bau einer Meistergitarre“ von Frank Müller aus dem Jahre 2006 kann man Einblick in die Arbeit des Gitarrenbaumeisters Gerold Karl Hannabach bekommen. Der im Jahre 2015 verstorbene Hannabach galt über Jahrzehnte als einer der führenden deutschen Gitarrenbauer. Der Film zeigt einen Mann, der sich vollständig mit seiner Tätigkeit identifiziert und trotz seiner Bekanntheit in Fachkreisen eine ganz einfache, unkomplizierte Persönlichkeit geblieben ist, verbunden mit einer beeindruckenden Altersweisheit.
Zur Auflockerung und um die Arbeit Hannabachs auch hörbar zu machen, spielt der Gitarrist Andreas Koch zwischen den Interview-Beiträgen verschiedene Gitarrenwerke auf einem Instrument des Meisters.
Wie ich finde, ein sehr schöner, sehens- und hörenswerter Film.
Bei Youtube finden Sie diesen unter:
Gitarrentage im Saarland
Am letzten Donnerstag zeigte uns Stephanie Jones im Festsaal des Alten Rathauses Völklingen was es bedeutet, wenn eine außergewöhnliche Musikalität, d.h. ein sicheres Gespür für musikalische Zusammenhänge, Entwicklungen sowie die Gestaltung der einzelnen Phrasen und Töne eines Musikstückes, sowohl mit einer hellwachen Intelligenz als auch ungebremster Spielfreude kombiniert werden. Zusammen mit ihrer jugendlichen Unkompliziertheit und ihrer freundlichen Art, mit dem Publikum zu kommunizieren, machte sie das Konzert zu einem besonderen musikalischen Erlebnis.
Noch beeindruckt von diesem Abend möchte ich sogleich auf ein nächstes besonderes Ereignis hinweisen:
Zum zehnten Mal organisiert die aus Argentinien stammende Gitarristin Ines Peragallo zusammen mit ihrem Ehemann Jose Pedroni die „Gitarrentage für Kinder und Jugendliche im Saarland“.
Wie jedes Jahr wird auch diesmal in diesem Zusammenhang zu einem Solistenkonzert eingeladen, in dem sich die 18 Jahre alte Gitarristin Nadja Jankovic vorstellen wird. Auch Jankovic ist, vergleichbar mit Stephanie Jones, ein Talent der Extraklasse. Die Liste der von ihr gewonnenen Preise ist schon jetzt schier endlos, genau wie die Liste der bedeutenden Gitarrenvirtuosen, bei denen sie versucht, ihre Kunst zu vervollkommnen. Es zeigt sich hier ein großer Wissensdurst und der dringende Wunsch, von den älteren, erfahrenen Künstlern zu lernen. Wenn ich mir ihre ins Netz gestellten Youtube- Videos anschaue, komme ich zu dem Schluss; so sympathisch ihr Wunsch nach Anleitung durch Ältere auch sei; dass sie selbst schon eine reife Künstlerpersönlichkeit ist, die dieser Anleitung eigentlich nicht mehr bedarf.
Hinweisen möchte ich zum Schluss noch auf das Abschlusskonzert der Gitarrentage mit großem Gitarrenorchester der Teilnehmer. Auch diese Veranstaltung ist hörenswert und hält durch den angeschlossenen internationalen Kompositionswettbewerb für Gitarrenorchester viele musikalische Überraschungen bereit. Viel Spaß bei den Konzerten.
Konzert mit Nadja Jankovic:
Dienstag, 27.3.2018, 19 Uhr, Saal des Rathauses Tholey
Im Kloster 1, 66636 Tholey
Abschlusskonzert und Finale des 9. Internationalen Kompositionswettbewerbs
Donnerstag, 29.3.2018, 19 Uhr, im “big Eppel“ in Eppelborn
Europaplatz 4, 66571 Eppelborn