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Der Gitarrenbaumeister Gerold- Karl Hannabach
Wird eine handwerkliche Tätigkeit mit großer Sorgfalt, Präzision im Detail sowie mit dem für das verwendete Material notwendige Gespür ausgeführt, so spricht man gerne von Handwerkskunst. Das Wort „ Handwerk“ steht an erster Stelle und zeigt, dass die handwerkliche Genauigkeit das vornehmste Ziel des Meisters ist. Beim Kunsthandwerk dagegen ist es umgekehrt. Ein Kunstwerk, etwa eine geschnitzte Madonnen-Figur, wird mit viel handwerklichem Geschick geschaffen. Die Ästhetik der äußeren Form und schließlich der künstlerische Ausdruck stehen für den Meister aber im Vordergrund, vor der eigentlichen handwerklichen Ausführung. Interessant wäre nun, den Unterschied zwischen Kunsthandwerk und „wirklicher“ künstlerischer Tätigkeit auch noch näher zu betrachten, was jedoch den Rahmen dieses Beitrages sprengt.
Hier soll es im Weiteren darum gehen, auf das Handwerk des Instrumentenbauers hinzuweisen und dieses näher zu beleuchten.
Auf den Instrumentenbauer treffen beide Beschreibungen zu. Mit größter Geschicklichkeit und handwerklicher Präzision will er sein Instrument herstellen, darf darüber hinaus aber auch die äußere Form, die Ästhetik, nicht vernachlässigen. Denkt man an das vornehme Schwarz und die edle Form des Konzertflügels, die barocke Verspieltheit einer Harfe oder den schillernden Glanz der Blechblasinstrumente, so ist es eine wahre Freude, diese Instrumente anzuschauen und der Musiker wird sofort den Reiz verspüren, auf den bewunderten Instrumenten zu musizieren.
Die Konzertgitarre kommt im Vergleich mit den genannten Instrumenten zunächst etwas bescheidener daher. Schaut man jedoch genauer hin, so gibt auch der Gitarrenbauer seinem Werkstück einen ästhetischen Mehrwert mit auf den Weg, etwa einen kunstvoll gestalteten Kopf oder eine besonders schöne Schalllochrosette. Auch das Band, welches die Decke umfasst, hat eine zierende Funktion, gleichzeitig aber auch einen praktischen Wert, wird dem Deckenholz doch so ermöglicht, sich dem Luftklima der Umgebung anzupassen, sich auszudehnen oder zusammenzuziehen ohne zu reißen. Ähnliches gilt auch für das Zusammenspiel der verschiedenen Hölzer, ihrer Farben und Oberflächenstrukturen, denn diese haben sowohl für die äußere Gestalt als auch für die klangliche Gestaltung der Gitarre eine große Bedeutung.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem skulpturalen Kunstwerk und einem Musikinstrument besteht in ihrer jeweiligen, vom Handwerker erzeugten, Ausdrucksfähigkeit.
Soll im erst genannten Fall der Ausdruck vor allem über die äußere Form sowie die Komposition der Details und deren Verhältnisse zueinander erreicht werden, so verhält es sich im Falle des Musikinstrumentes anders. Die Ausdrucksfähigkeit liegt hier vielmehr in den Möglichkeiten der klanglichen und tonlichen Gestaltung, sie ist also nicht direkt sichtbar, sondern nur durch Hören erfahrbar. Der Instrumentenbauer muss also das Kunststück vollbringen, diese hörbaren Möglichkeiten des Instrumentes vorauszuahnen und durch bewusste Konstruktion vorherzubestimmen: eine große Anforderung an den Handwerker, der dafür ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Musik und der Musiker aufbringen muss. Dieses und das Gespür für das richtige Material und seine Verarbeitung bedarf sowohl einer soliden Begabung als auch eines über ein ganzes Leben zu sammelnden, reichen Erfahrungsschatzes.
In dem Film „Der Bau einer Meistergitarre“ von Frank Müller aus dem Jahre 2006 kann man Einblick in die Arbeit des Gitarrenbaumeisters Gerold Karl Hannabach bekommen. Der im Jahre 2015 verstorbene Hannabach galt über Jahrzehnte als einer der führenden deutschen Gitarrenbauer. Der Film zeigt einen Mann, der sich vollständig mit seiner Tätigkeit identifiziert und trotz seiner Bekanntheit in Fachkreisen eine ganz einfache, unkomplizierte Persönlichkeit geblieben ist, verbunden mit einer beeindruckenden Altersweisheit.
Zur Auflockerung und um die Arbeit Hannabachs auch hörbar zu machen, spielt der Gitarrist Andreas Koch zwischen den Interview-Beiträgen verschiedene Gitarrenwerke auf einem Instrument des Meisters.
Wie ich finde, ein sehr schöner, sehens- und hörenswerter Film.
Bei Youtube finden Sie diesen unter:
Gitarrentage im Saarland
Am letzten Donnerstag zeigte uns Stephanie Jones im Festsaal des Alten Rathauses Völklingen was es bedeutet, wenn eine außergewöhnliche Musikalität, d.h. ein sicheres Gespür für musikalische Zusammenhänge, Entwicklungen sowie die Gestaltung der einzelnen Phrasen und Töne eines Musikstückes, sowohl mit einer hellwachen Intelligenz als auch ungebremster Spielfreude kombiniert werden. Zusammen mit ihrer jugendlichen Unkompliziertheit und ihrer freundlichen Art, mit dem Publikum zu kommunizieren, machte sie das Konzert zu einem besonderen musikalischen Erlebnis.
Noch beeindruckt von diesem Abend möchte ich sogleich auf ein nächstes besonderes Ereignis hinweisen:
Zum zehnten Mal organisiert die aus Argentinien stammende Gitarristin Ines Peragallo zusammen mit ihrem Ehemann Jose Pedroni die „Gitarrentage für Kinder und Jugendliche im Saarland“.
Wie jedes Jahr wird auch diesmal in diesem Zusammenhang zu einem Solistenkonzert eingeladen, in dem sich die 18 Jahre alte Gitarristin Nadja Jankovic vorstellen wird. Auch Jankovic ist, vergleichbar mit Stephanie Jones, ein Talent der Extraklasse. Die Liste der von ihr gewonnenen Preise ist schon jetzt schier endlos, genau wie die Liste der bedeutenden Gitarrenvirtuosen, bei denen sie versucht, ihre Kunst zu vervollkommnen. Es zeigt sich hier ein großer Wissensdurst und der dringende Wunsch, von den älteren, erfahrenen Künstlern zu lernen. Wenn ich mir ihre ins Netz gestellten Youtube- Videos anschaue, komme ich zu dem Schluss; so sympathisch ihr Wunsch nach Anleitung durch Ältere auch sei; dass sie selbst schon eine reife Künstlerpersönlichkeit ist, die dieser Anleitung eigentlich nicht mehr bedarf.
Hinweisen möchte ich zum Schluss noch auf das Abschlusskonzert der Gitarrentage mit großem Gitarrenorchester der Teilnehmer. Auch diese Veranstaltung ist hörenswert und hält durch den angeschlossenen internationalen Kompositionswettbewerb für Gitarrenorchester viele musikalische Überraschungen bereit. Viel Spaß bei den Konzerten.
Konzert mit Nadja Jankovic:
Dienstag, 27.3.2018, 19 Uhr, Saal des Rathauses Tholey
Im Kloster 1, 66636 Tholey
Abschlusskonzert und Finale des 9. Internationalen Kompositionswettbewerbs
Donnerstag, 29.3.2018, 19 Uhr, im “big Eppel“ in Eppelborn
Europaplatz 4, 66571 Eppelborn
Gitarrenkonzert in Völklingen
Allen Lesern meiner Webside wünsche ich zunächst alles Gute und vor allem Gesundheit für das neue Jahr 2018!
Als erstes möchte ich Sie auf ein Konzert im März hinweisen. Sollten Sie nach dem Konzertbesuch oder vielleicht auch schon jetzt den Wunsch haben selbst mit dem Gitarrenspiel zu beginnen oder einen Wiedereinstieg zu wagen, so bin ich gerne bereit Ihnen dabei zu helfen.
Am Donnerstag, den 8.3.2018 erwartet uns im Festsaal Altes Rathaus in Völklingen ein besonderes Konzert, welches um 19.30 Uhr beginnt. Den Organisatoren der Konzertreihe „Carbon und Stahl“ gelingt es immer wieder, außergewöhnliche Künstler für ihre Veranstaltungen zu gewinnen. Oft handelt es sich um bereits etablierte Persönlichkeiten, wie etwa das Gitarrenduo Gruber und Maklar, gelegentlich kommen aber auch junge Musiker „zu Wort“, die erst am Anfang ihrer, vielleicht sogar internationalen Karriere stehen. So ist es auch in diesem Fall.
Die junge australische Gitarristin Stephanie Jones hat, nachdem sie es zunächst mit Geige, Bratsche, Saxofon und Querflöte versucht hat, schließlich zur Gitarre gefunden. Wenn ich ihr beim Spielen zuschaue (bei Youtube sind eine ganze Reihe von Beiträgen mit ihr zu finden) so wundere ich mich, dass sie nicht schon früher bei diesem Instrument „gelandet“ ist; diesem Instrument, welches doch so völlig anders „tickt“ und so gar keine Gemeinsamkeiten mit den zuerst genannten hat. Bei der Flöte und dem Saxofon handelt es sich um reine Melodieinstrumente, die wohl einen wunderbaren Ton erzeugen können, aber eben auch nur jeweils einen, und die deshalb die Gemeinschaft mit anderen Instrumenten suchen. Geige und Bratsche sind zwar zur Zweistimmigkeit fähig, aber ein voller Klang mit Akkorden ist auch hier kaum möglich. Entweder wollen diese Instrumente deshalb mit ihresgleichen oder in der Kammermusik mit unterschiedlichen Partnern musizieren, oder gar im Orchester mitspielen, wo sie allerdings im Gesamtklang nur eine Klangfarbe von vielen darstellen.
Stephanie Jones ist aber die geborene Solistin, die ganz in sich und in die Musik versunken, diese mit viel Gestaltungskraft zum Leben erweckt und zu einem Erlebnis für den Hörer macht. Sie braucht also ein Solisteninstrument, welches die Möglichkeit zur schönen Melodie, aber auch zum harmonischen Zusammenklang und zur kontrapunktischen Musik bietet. Diese Möglichkeiten bieten die Orgel, die verschiedenen Klavierinstrumente, die Harfe und schließlich eben auch die Gitarre. Dass ihre Wahl am Ende auf diese fiel, erklärt sie selbst mit der „bezaubernden Klangvielfalt“ der Gitarre. Diese und vielleicht auch das besonders intime Verhältnis, das zwischen Instrument und Spielerin möglich ist, beide verschmelzen zu einer musizierenden Einheit, wird in ihrem Spiel besonders deutlich.
Dass die Konzertgitarre auch heute immer wieder junge Menschen zu begeistern weiß, freut mich in diesem Zusammenhang besonders. Junge Menschen, die mit der Gitarre die „Musik der Alten“ für sich entdecken und lieben lernen, die aber ihrerseits den Komponisten immer wieder Anstöße geben, sich auch mit den Elementen der neuen populären Musik, eben der Musik der jungen Leute, zu beschäftigen, diese aufzugreifen und in ihren Werken zu verarbeiten.
Ein schönes Beispiel hierfür ist das Stück „Felicidate“ des brasilianischen Komponisten Antonio Carlos Jobim in der Bearbeitung für Gitarre von Roland Dyens, welches sie bei Youtube, von Stephanie Jones gespielt, ansehen können. In guter Qualität finden Sie diesen Beitrag unter:
Stephanie Jones „15 Minutes of Fame 2014“ unter:
https://www.youtube.com/watch?v=vJh7RnuG_OE
Vielleicht ist dies eine gute Möglichkeit, sich auf das Konzert am 8. März einzustimmen.
Stephanie Jones studiert seit 2015 an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar bei Prof. Thomas Müller- Pering, nachdem sie ihr Studium in Canberra an der Australien National University bereits mit Bestnoten abgeschlossen hat.
Weitere Informationen über die Künstlerin bekommen Sie unter:
Dritte Buchempfehlung
Das einaktige Einpersonen- Stück „Der Kontrabass“ von Patrick Süßkind, dem Autor des herausragenden Kriminalromans „Das Parfum“, dürfte vielen schon bekannt sein.
Süßkind, der sich vor allem als Schreiber von Drehbüchern einen Namen gemacht hat, ist als Verfasser von Literatur bisher nur mit wenigen Werken in Erscheinung getreten. Wenn er aber etwas vorlegte, so erzielte er stets große Erfolge, da sein Schaffen durch eine besondere Qualität gekennzeichnet ist.
„Der Kontrabaß“ wurde 1980 als Theaterstück geschrieben und 1981 in München uraufgeführt.
Empfehlen möchte ich Ihnen natürlich auch das 1984 bei Diogenes erschienene Büchlein, vor allem aber die kongeniale Hörspielfassung als CD, welche1981 vom WDR produziert und 1984 bei Diogenes als Hörbuch herausgegeben wurde.
Walter Schmidinger übernimmt in dieser Hörbuchfassung die Rolle des plaudernden Kontrabass -Spielers in beeindruckender Weise. Geschichte und Vortrag sind sehr amüsant und der Inhalt für den Musikfreund interessant und lehrreich.
Das Instrument Kontrabass wird durch viel Detailkenntnis mit all seinen Eigenschaften vorgestellt und vorgeführt. Eine bessere Unterrichtsstunde in Instrumentenkunde ist kaum vorstellbar. Seine Nähe zur Gitarre wird zwar nicht erwähnt, der Fachmann kann aber viele Parallelen zu diesem Instrument erkennen. Mich als Musiklehrer haben diese instrumental- technischen Erläuterungen und auch die Einordnung des Instrumentes in den musikgeschichtlichen Zusammenhang besonders interessiert. Für den reinen Literaturfreund sei zur Beruhigung erwähnt, dass diese Gedankengänge trotz der verwendeten Fachbegriffe sehr unterhaltsam und verständlich sind.
Ein weiterer Aspekt beschäftigt sich mit der Rolle des Kontrabassisten, der sich selbst richtigerweise als Künstler wahrnimmt, aber andererseits in eine strenge Orchesterhierarchie eingebettet ist, sich aber weder vom Publikum noch von den eigenen Kollegen genügend gewürdigt fühlt. Er zeigt sich als Künstler, der in Beruf und Leben die höchste soziale Absicherung genießt, sich jedoch der eigenen künstlerischen Entfaltung beraubt fühlt, einem „Musikbeamten“ vergleichbar.
Zu guter Letzt zieht sich auch noch eine Liebesgeschichte des Musikers zu einer Kollegin durch die Geschichte. Da die Angebetete von dessen heftigen Gefühlen jedoch keine Kenntnis hat, ist dieser Teil eher tragisch, wirkt aber auf den Leser, weil vom Sprecher eher satirisch überzeichnet dargestellt, erheiternd. Dies ist sicherlich zu einem guten Teil auch auf die wunderbare Vortragsweise des Walter Schmidinger zurückzuführen, der hier alle Register seiner Kunst zieht.
Am Ende bleibt die Frage offen, ob der Protagonist seiner Liebsten seine Gefühle offenbart und damit seine ganze gesicherte Existenz aufs Spiel setzt (Warum, wird nicht verraten.), oder ob er seine Gefühle auch weiterhin für sich behält und sich mit den kleinen Freuden des Kontrabassisten in einem guten deutschen Symphonieorchester zufrieden gibt.
Viel Spaß bei der Lektüre oder beim Lauschen des Hörbuches.
